kino: vorne ist verdammt weit weg

wir waren gestern mal wieder im kino, wo markus barwasser persönlich da war, um seinen film zu promoten. ein witziger typ, und der streifen ist wirklich empfehlenswert und unterhaltsam. ich bin ja immer sehr skeptisch, wenn bühnenkomiker, kabarettisten etc. meinen einen film machen zu müssen (meist trägt das dann ja nicht und wird recht platt…), aber hier ist der film eine ganz eigenständige sache, in der eben nur erwin pelzig als er selbst mitspielt.
außerdem ist mit christiane paul eine meiner lieblingsschauspielerinnen dabei…

ansonsten zitiere ich aus der spiegel-rezension:

Eine Kabarett-Figur mit Cordhut als Held eines Kinofilms? Hört sich gruseliger an, als es ist. In der Komödie “Vorne ist verdammt weit weg” überzeugt Erwin Pelzig an der Seite von Christiane Paul.

Vielen geht es mit Erwin Pelzig wohl so wie Peter Lohmeyer, als er eine Rolle in “Vorne ist verdammt weit weg” angeboten bekam: Er hatte den Mann im rotkarierten Hemd und dem Cordhut schon mal im Fernsehen gesehen, wusste aber nicht, dass er Erwin Pelzig heißt.

Pelzig gibt es schon seit 14 Jahren. Der Würzburger Frank-Markus Barwasser erweckte ihn auf der Kabarettbühne zum Leben: Ein naiver Mann, der fast ununterbrochen redet, das Herz auf dem rechten Fleck hat und daran glaubt, dass er die Welt ein kleines Stück besser machen kann.
Einem Kauz mit Hausmeister-Krause-Hut die Hauptrolle in einem Kinofilm zu geben – das klingt gewagt. Und wenn es dann noch um ein ernstes Thema gehen soll, die Auswirkungen der Globalisierung auf den deutschen Mittelstand, dann besteht wenig Hoffnung für das Filmprojekt. Doch “Vorne ist verdammt weit weg” ist eine Überraschung: Statt peinlich zu werden oder den Zeigefinger zu erheben, setzen Kabarettist Frank-Markus Barwasser und Regisseur Thomas Heinemann auf Gags am laufenden Band – und gewinnen.
Lohmeyer spielt den Chauffeur Johann Griesmayer. Durch ein Missgeschick seines Nachbarn Pelzig landet er im Krankenhaus. Das sorgt bei Pelzig für Alpträume: In seinem Kühlschrank sieht er Griesmayers sieben Kinder hungrig um Essen bettelnd – falls der Vater wegen der von ihm verschuldeten Krankheit seinen Job verliert. So springt Pelzig ein und holt Fabrikbesitzer Bieger (mit wunderbar wenig Mimik gespielt von Philipp Sonntag) aus der Reha-Klinik ab. Während der Chef weg war hat sich seiner Einkaufwagenfabrik viel getan: Investoren wollen die Produktion in die Mongolei verlagern, die Kinder intrigieren hinter dem Rücken des Patriarchen.

Nur der naive Erwin Pelzig durchschaut das Komplott. Um den Arbeitsplatz seines Nachbarn zu erhalten, muss er gleich die ganze Firma retten. Wäre das allein die Geschichte, so hätte der Film zum gutgemeinten Klagelied auf Globalisierung und Kapitalismus werden können. Aber dann taucht sie auf: Die Luxus-Hure Chantal, charmant, geheimnisvoll und gleichzeitig komisch gespielt von Christiane Paul und von Kameramann Klaus Eichhammer sehr sexy in Szene gesetzt.
Die Dialoge von Chantal und Erwin Pelzig sind großes Kino: Wie Pelzig beim gemeinsamen Burger-Essen im Auto Chantal über ihren Beruf ausfragt, während ihr Freier, der alte Fabrikbesitzer Bieger, friedlich und tief in ihrem Schoß schläft, ist grandios komisch. Und noch nie ist die Psychologie der Börse so hinreißend und einleuchtend erklärt worden, wie mit der nackten Schulter von Christiane Paul.

Die haben der Versuchung, Nummern-Kabarett abzufilmen, tapfer widerstanden. “Vorne ist verdammt weit weg” erzählt eine stimmige Geschichte, die den Zuschauer mitnimmt. Und sie haben einen Film mit einer beeindruckenden Gag-Dichte abgeliefert; die Mischung aus Klamauk und tiefschürfendem Humor überzeugt.

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