soweit zu meinen vorsätzen, wieder öfter ins kino zu gehen…
kaum ist ein film ein viertel jahr im programm, schaff ich es auch schon;)
gesehen habe ich dienstag den film “ein fliehendes pferd” nach der walser-novelle (bin kein großer walserfan, muss ich zugeben; aber der film war durchaus sehenswert):die inhaltsangabe bastle ich mir einfachheitshalber wieder aus dem internet zusammen – da steht schon so viel, was soll ich mir die arbeit machen…
Ein fliehendes Pferd
Zwei Paare im Urlaub am Bodensee: Rainer Kaufmann verfilmt mit Katja Riemann, Ulrich Noethen, Ulrich Tukur und Neuentdeckung Petra Schmid-Schaller Martin Walsers Novelle.
(übernommen von br-online)
Zwei Paare im Urlaub am Bodensee. Das eine hat seine besten Jahre schon hinter sich: Katja Riemann und Ulrich Noethen als von sich selbst gelangweiltes Lehrer-Ehepaar Sabine und Helmut. Seit mehr als zehn Jahren verbringen sie ihren Jahresurlaub in derselben Ferienwohnung am Bodensee. Die Ehe ist eingeschlafen. Sabine fühlt sich als Frau vernachlässigt, Helmut interessiert der Haubentaucher längst mehr als seine eigene Ehefrau. Da taucht Klaus auf. Ulrich Tukur spielt ihn als abgehalfterten Mephisto, großartig leichtfertig, beschwingt, diabolisch. Ihm zur Seite die junge Helene (Petra Schmidt-Schaller) eine prachtvolle junge Frau, die in Helmut Begierden weckt, von denen er selbst nicht mehr wusste, dass er sie in sich trägt.
Klaus und Helmut waren Schulfreunde, haben sich aus den Augen verloren und jetzt, beide sind in ihren 40ern, treffen sie sich zufällig beim Urlaub am Bodensee wieder. Helmut wehrt sich gegen Klaus, er mochte diesen Draufgänger nie – Ehefrau Sabine hingegen erwacht zu neuer Weiblichkeit. Es kommt wie es kommen muss: Helmut entbrennt für Helene, Sabine darf bei Klaus endlich wieder Frau sein. Da bleiben Konflikte nicht aus. Martin Walser schrieb die Novelle “Ein fliehendes Pferd” vor mehr als 25 Jahren. Ein Erfolg zu einer Zeit, als offen über das Ehekonzept von lebenslanger Treue und die daraus resultierenden Konflikte offen diskutiert wurde. Verloren hat “Ein fliehendes Pferd” von seiner Aktualität nichts. Das Buch, heute gelesen, ist immer noch amüsant und hält Zeitloses parat.
Regisseur Rainer Kaufmann hält sich nicht strikt, aber doch sehr nahe an Walsers Vorlage. Er hat ein hervorragendes Schauspieler-Ensemble zur Verfügung. Es ist eine Lust, Riemann, Noethen und Tukur beim Spielen zuzusehen. Sie machen ihre Sache großartig. Die Riemann als noch sehr attraktive aber nicht mehr ganz junge Ehefrau, die sich selbst nicht immer ernst nimmt, Ulrich Noethen als Ehemann, der weiß, dass er vieles von seiner Attraktivität eingebüßt hat und sich selbst weder sexy noch spannend findet, aber trotzig an seinem Leben festhält. Und Ulrich Tukur als Lebemann, der soviel Energie versprüht, dass einem schwindlig werden kann. Petra Schmidt-Schaller, die jüngste im Bunde, bringt als Lolita-hafte Verführerin die Männer an den Rand des Verstands – auch das macht sie richtig gut.
Das einzige, was man dem Film vorwerfen kann, ist, dass er stellenweise zu komödiantisch daherkommt, mit etwas allzu platten Dialogwitzen, etwa, wenn die junge Helene die beiden Männer fragt, ob sie noch eine Latte wollen, genüsslich lächelnd auf die Reaktion wartet und dann mit zwei Milchkaffe aufwartet. Na ja. Aber davon abgesehen ist Rainer Kaufmann, der mit Filmen wie “Stadtgespräch” oder “Die Apothekerin” einer der wichtigsten Regisseure des deutschen Komödien-Zeitalters war, eine beachtliche Literaturverfilmung gelungen, die einen zum Nachdenken bringt, genüsslich unterhält und zeigt, was für richtig gute Schauspieler das deutsche Kino hat.